Auf dem Speikboden mitten im Zirbenwald
Das war die Zirmtagung 2011
Die Zirbelkiefer – nur ein Baum?
Das Tauferer Unternehmen Larix hat einen „Tag der Zirbelkiefer“ ausgerufen: Die außergewöhnlichen Eigenschaften dieser Holzart und ihre hervorragende Eignung zum Holzboden waren Gegenstand der Tagung.
Landesrat Hans Berger, Forstamtsdirektor Mario Broll, und zahlreiche Architekten, Verkäufer und Produzenten von Holzböden aus der Lombardei, aus Friaul, Trentino und Venetien, Südtirol und Österreich zählten zu den Teilnehmern. Expertenreferate, die Besichtigung eines Sägewerkes und eine Zirbenwald-Wanderung standen auf dem Programm.
Es duftet intensiv süß-würzig und holzig in der kühlen Morgenluft. Ohrenbetäubender Lärm, der mit Helm und Schutzbrille bewährte Sägemeister entzweit mit einer riesigen Holzschneidemaschine Holzstämme, auf taufrerisch „Mussl“.
Größter Zirbenbestand Südtirols
Ein ganz besonders langsam wachsender Baum sei die Zirbelkiefer, erklärt der Schlanderser Forstamtsdirektor Mario Broll, und darum um einiges widerstandsfähiger als etwa die Fichte. Südtirolweit besitze das Tauferer Ahrntal den schönsten und größten Zirbenbestand, er belaufe sich auf etwa zehn Prozent des gesamten „Teldra“ Waldes, ergänzte der Tauferer Forstamtsleiter Christian Lamprecht. Die Zirbe ist rar und deshalb kostbar, sie wächst versteckt und ist teuer, die Schlägerung und Bringung aufwändig. Gegenwärtig liegt der Kubikmeterpreis der Zirbe höher als der der Lärche, Experten erwarten weitere Preissteigerungen.
Der Sägemeister schaltet die Maschine per Knopfdruck aus, nimmt Helm und Gehörschutz ab. Es ist ruhiger, der Duft des Holzes intensiver. „Die feine, ruhige Oberfläche des Holzes ist spürbar“, sagt Mario Broll, „im Gegensatz zu einer Lärche, die sich rau und faserig anfühlt.“
Die Königin der Alpen
Ernst Girardi, der Eigentümer des Unternehmens Larix, nennt die Zirbelkiefer die „Königin der Alpen“. Dazu mag beitragen, dass das Holz des Baumes außergewöhnlichen Einfluss auf den Menschen besitzt. Und tatsächlich scheint das Holz auch antibakterielle Wirkung zu besitzen, Motten oder auch Mehlwürmer jedenfalls suchen das Weite.
Auch Landesrat Berger hatte zuvor in seiner Begrüßung von den „tarme“ gesprochen, den Motten, und von den Erfahrungen seiner Kindheit. „Mutter hat immer all unsere Kleidung in Zirbenschränken verstaut, da drin fand sich keine einzige Motte, nie“ erzählte er.
Warmer Boden für kalte Tage
Warmes Holz, erklärt Mario Broll, werde das Zirbenholz deshalb genannt, weil es sich mühelos an Temperatur und Feuchtigkeit des menschlichen Körpers anpasse. Hochwertige Öle steigern diese Wirkung. Der österreichische Hersteller von Lasuren und Bodenpflege-Ölen, Josef Schellhorn, erklärte, dass etwa Leinöl Qualitätslasuren nicht beigemischt werden dürfe, da Vergilbung, verzögerte Trocknung und spontane Entzündung die Folge sein können.
Die hervorragenden Eigenschaften des Zirbenholzes prädestinieren es nachgerade zum Holzboden. Die Langlebigkeit der Zirbelkiefer, ihre Farbschattierungen, die vom hellen Braun durch Verwitterung in ein tiefes Grau übergehen, ihre Widerstandsfähigkeit und ihr intensiver Geruch sind bei Innenarchitekten seit eh und je geschätzt.
Tannenhäher & Pfahlwurzel
Eine mächtige Zirbelkiefer spendet Schatten in der warmen Mittagssonne, als Forstamtsleiter Christian Lamprecht Anekdoten über den Tannenhäher zum Besten gibt. „Eigentlich hat der Tannenhäher mit Tannen wenig am Hut“, erklärt er, die Lebensgrundlage des vom weisen Volksmund „Zirbmhäza“ getauften Vogels sei nachweislich die Zirbelkiefer. Er sorge fleißig für deren Verbreitung, und verschleppe alle Sommer Unmengen von Zirbelkernen, von denen er „Gott sei Dank nur einen Teil wiederfinde“. Wild verwachsene und mehrstämmige Bäume entstehen aus diesen Verstecken zahlreicher Kerne. Aber auch sonst sei der Baum Widerständen wie Wind und Wetter, Eis und Schneetreiben ausgesetzt, dies mag seine mitunter aerodynamische Gestalt erklären.
Ernst Girardi, der mit seiner Frau Christine für die gesamte Organisation der Tagung verantwortlich zeichnete, verwies mit Nachdruck auf die Nachhaltigkeit und den hohen Wert des Produkts Zirbenholzboden. Sämtliche verwendeten Bäume kämen aus dem Tauferer Ahrntal. Die Zirbelkiefer schafft eine Höhe bis zu dreißig Metern, ein Alter bis zu tausend Jahren, und sie erträgt Temperaturen bis zu 40 Grad Minus. Nicht umsonst heißt ihr bevorzugter Standort an der Baumgrenze Kampfzone. Sie schützt durch ihre Standfestigkeit, die sie ihrer Pfahlwurzel verdankt, wirksam gegen Hangrutschungen und Lawinen.
Zirbenboden fürs Wohlbefinden
Durchwegs Anerkennen bis Begeisterung der anwesenden Architekten und Fachleute. Auf die Nachfrage, wie wenig Zirbenholz fürs Wohlbefinden im Raum genüge, erklärte Mario Broll, es müsse eine Fläche von mindestens zwanzig Quadratmetern Boden verlegt werden, um merkliche Effekte zu erzielen. Eine weitere Frage betraf ebendiese wohltuenden Effekte und deren mögliche Reduktion, wenn das Holz mit Imprägnieröl behandelt werde: Broll winkte ab. Man möge unbesorgt sein! Allein der Duft verliere sich etwas, alles andere bleibe zur Gänze erhalten. Der Duft der kleinen Zirbenholzschüssel der Firma Larix, die alle Teilnehmer als Souvenir mit nach Hause nehmen durften, war jedenfalls frisch und aromatisch.
Es raschelt, die Nadeln der Zirben und Lärchen knacken, das durchdringende Krächzen eines Tannenhähers ist zu hören. Ernst Girardi schildert eine eigentümliche Begebenheit während einer Holz-Messe in München, „… ständig saßen Leute auf den Stühlen meines Standes und unterhielten sich, es war immer voll. Das machte mich neugierig. Und auf meine Nachfrage hin erzählten mir alle das Gleiche …’der Duft des Holzes ist so köstlich, die Wärme … es ist einfach zum Wohlfühlen hier’“.
Die Zirbelkiefer – nur ein Baum? Nein, viel mehr: ein Gesundbrunnen.